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DREHWUCHS
BEI OBSTBÄUMEN INTERVIEW
VON FRUCTUS FRUCTUS: Herr Gubler, als Sammler von einheimischen Edelhölzern wissen Sie sehr gut Bescheid über den Drehwuchs von Obstbäumen. Weshalb sind Ihrer Meinung nach die Stämme einzelner Obstbäume drehwüchsig? Heinrich
Gubler: Für mich ist klar: Der Drehwuchs bei Obstbäumen ist genetisch bedingt
und somit eine Sortenfrage. Können
Sie das begründen? Ja
sicher. Zuerst mal sind die meisten Birnbäume nach rechts gedreht und die
Apfelbäume nach links. Die Sorte Baarapfel macht da eine Ausnahme und ist wie
die Birnen rechts gedreht. Welche
Sorten sind es bei den Zwetschgen, die oft einen Drehwuchs zeigen? Die
bekannte Sorte Fellenberg ist meistens stark drehwüchsig, und zwar nach rechts,
im Gegensatz zur Sorte Hauszwetschge, die in der Regel einen geraden Stamm
bildet. Spielt
das Alter der Bäume eine Rolle? Ja,
mit zunehmendem Alter der Bäume, nimmt der Drehwuchs zu. Es
wird immer wieder gesagt, der Standort spiele eine Rolle, z.B. Bäume, die auf
Wasseradern stehen, seien vom Drehwuchs betroffen. Das
mag sein, dass der Standort einen Einfluss auf den Drehwuchs hat, aber nach
meinen Beobachtungen nur einen kleinen. Sie
haben einen Obstgarten zur Holzgewinnung gepflanzt, worauf haben Sie dabei
geachtet? Ich
habe den Artikel im FRUCTUS-Bulletin vom September 1996 von Karl Stoll, Ratschläge
von Urs Müller, Thundorf, sowie meine eigenen Erfahrungen berücksichtigt. Weil
das Holz für die Möbelschreinerei bestimmt ist, haben wir natürlich möglichst
Sorten ohne Drehwuchs gewählt. Können
Sie solche nennen? Bei
den Äpfeln sind das z.B. Gravensteiner, Schneiderapfel, Bohnapfel und
Lederapfel. Im Ganzen haben wir mehr als 30 Apfel und 18 Birnensorten gepflanzt
und dabei auch auf die Robustheit gegenüber Krankheiten geschaut. Mit dabei
sind auch sehr alte Sorten wie etwa der Sternapi, die Sülibirne und die
Sept-en-gueule. Im weiteren wurden auch Zwetschgen, Kirschen, Nüsse und
Sorbusarten aus verschiedenen Gegenden gepflanzt. Was
zahlen heute Möbelschreiner für gesunde Obststämme ? Es
ist zuwenig einheimisches Edelholz vorhanden, und es wird für schöne Stämme,
die für Furnierholz in Frage kommen, von Fr. 1000.- bis 5000.- /m3 bezahlt. Seit
wann beschäftigen Sie sich mit einheimischen Edelhölzern? Schon
während meiner Schreinerlehre vor bald 30 Jahren haben mich diese Hölzer
fasziniert und dazu bewogen, ein Lager anzulegen. Damit auch kommende
Generationen einmal einheimisches Edelholz nutzen können, sollten heute meiner
Meinung nach vermehrt solche Hochstammbäume gepflanzt werden. Herr Gubler, wir danken Ihnen herzlich für dieses Gespräch, sowie für den wertvollen Beitrag mit Ihrer Edelholzausstellung an der FRUCTUS 05.
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